Die ländliche Region Freiamt (Bezirke Bremgarten und Muri) bietet einiges an Sehens- und Erlebenswertem. Man kann die südöstliche Ecke des Kantons Aargau ins Reusstal und ins Bünztal unterteilen. Fangen wir im unteren Reusstal an.
Mellingen, das mit einer Umfahrung gerade vom Durchgangsverkehr befreit wird, ist eine von zwölf historischen Altstädten im Kanton. Mit der neuen Reussbrücke, die weiter nördlich durchführen wird, gewinnt das schmucke Städtchen bestimmt an Attraktivität. Wie wär’s mit einer Stadtführung? Diese wird so beworben: «Auf der Zeitreise durchs Mittelalter bis heute erfahren Sie, wieso Mellingen das Stadtrecht erhielt, wieso das Städtchen 1505 fast völlig niederbrannte, was der Palmesel mit der Reformation zu tun hat und dass, weil Mellingen eine wichtige Verkehrsachse war, viel Wein in den Gaststätten getrunken wurde. Auch witzige Anekdoten und schaurige Hexengeschichten erwarten Sie.»
Etwas reussaufwärts liegt das ehemalige Kloster Gnadenthal, dem ein Museum angegliedert ist. Heute ist darin das Pflege- und Betreuungszentrum Reusspark untergebracht. Mit seinem reichhaltigen Kultur- und Gastroangebot ist das Gnadenthal ein Ausflugsziel für Jung und Alt mit einem Restaurant, einem Café, einem grosszügigen Spielplatz und einem Tierpark. Hier ist nebst Eseln, Minipigs, Ziegen, Schafen, Kaninchen, Pfauen und Enten auch eine Vogelvoliere zu besichtigen. Im ProSpecieRara-Schaugewächshaus gedeihen bedrohte und besonders schützenswerte Tomaten, Peperoni, Auberginen, Bohnen und andere wärmeliebende Pflanzen. Das Gnadenthal ist ein beliebter Ausgangspunkt oder ein Zwischenziel von Reussuferwanderungen.
Wander*innen in Richtung Bremgarten können bei Sulz den Fluss mit der Reussfähre queren. Der Fährbetrieb dauert von April bis Mitte Oktober. Ausserhalb der regulären Betriebszeiten ist es möglich, eine Reussüberfahrt für Schulreisen, Wandergruppen oder Vereinsausflügler zu bestellen. In Sulz bei Künten liegt auch ein gepflegter Campingplatz. Hier ist das Schwimmen in der Reuss auch für weniger geübte Schwimmer*innen ein Hochgenuss.
Ankunft in Bremgarten. Die auf drei Seiten von der Reuss umschlossene, verkehrsberuhigte Altstadt ist ein Kulturdenkmal von nationaler Bedeutung. Ausserdem ist Bremgarten Standort einer Genietruppen-Kaserne der Schweizer Armee. Überregionale Ausstrahlung hat das Städtchen wegen seiner vier Jahrmärkte, und hier ist insbesondere der Weihnachts- und Christchindli-Märt zur Adventszeit zu erwähnen. Während vier Tagen Anfang Dezember schlendern jeweils 100'000 Menschen durch die verkehrsberuhigten Gassen der Altstadt und bestaunen die über 300 Marktstände. Des Weiteren hat Bremgarten ein Stadtmuseum und ist Zentrum eines Kirchenbezirks.
In Hermetschwil, kurz vor der Reussauenlandschaft des Flachsees, liegt das Benediktinerinnen-Kloster St. Martin. Die kleine Gemeinschaft der Schwestern verkauft im Klosterlädeli selbst hergestellte Produkte: Honig, Klostergebäck, Konfitüren und Tee. Gegründet wurde das Kloster im Jahr 1082, und die Anfänge der Abtei gehen auf das Doppelkloster Muri zurück – womit wir uns im oberen Bünztal befinden.
Das Kloster Muri gehört zu den wichtigsten Kulturdenkmälern des Kantons. Die Klosterkirche ist sogar eines der bedeutendsten barocken Bauwerke der Schweiz. Einzigartig ist die bald tausendjährige Verbundenheit mit dem Haus Habsburg. In der Loretokapelle haben die Habsburger Stifter und frühen Mitglieder der Habsburger Dynastie die letzte Ruhestätte gefunden, ebenso die Herzen des letzten österreichischen Kaiserpaars Karl I. und Zita.
Murimoos heisst ein Dienstleistungsbetrieb, der geschützte Wohn- und Beschäftigungsplätze anbietet. Das Murimoos ist aber auch ein beliebtes Ausflugsziel im oberen Freiamt. Auf einem Spaziergang durch die idyllische Anlage begegnet man einer Vielzahl von Tieren: Kaninchen und anderen Kleintieren, Kühen und anderen Nutztieren – und Störchen, die seit 1986 im Murimoos angesiedelt sind. Der Murimoosweg bietet Gelegenheit, das herrliche Naherholungsgebiet, die Natur und die Tierwelt in ihrer Vielfalt zu entdecken.
Boswil ist der Standort eines Künstlerhauses mit überregionaler Ausstrahlung. In der Alten Kirche finden Meisterkonzerte statt, im Sommer ein zehntägiges Kammermusikfestival. Auch Wohlen, das Zentrum im Freiämter Bünztal, hat mit dem Sternensaal ein Kulturhaus zu bieten. Hier wird seit über dreissig Jahren Theater gespielt. Wohlen ist aber vor allem bekannt wegen der Strohindustrie. Stroh war zwei Jahrhunderte lang Grundlage eines blühenden Wirtschaftszweigs in dieser Gegend. Was als Heimarbeit begonnen hatte, entwickelte sich im 20. Jahrhundert zur exportorientierten Hutgeflechtsindustrie. In keiner anderen Region der Welt sind im 19. Jahrhundert solch feine Hutgarnituren hergestellt worden wie im aargauischen Freiamt. Dieser einzigartigen Geschichte widmet sich das Strohmuseum im Park.
Kulinarisch hat das Freiamt unter anderem eine Alpwirtschaft zu bieten: Der Ausflugsberg Horben liegt zwar nur gut 800 Meter über Meer, bietet aber eine einmalige Aussicht bis zum Säntis und in die Berner Alpen mit Eiger, Mönch und Jungfrau. Das Restaurant Fahr in Künten-Sulz ist die im Gastroführer Gault-Millau bestdekorierte Gaststätte im Aargau. Und natürlich hat auch das Freiamt sein eigenes Bier: das Erusbacher Bräu in Villmergen, wo eine Brauereiführung gebucht werden kann.
Um sich die Einkehr zu verdienen, kann man auf Schusters Rappen den Freiämterweg abmarschieren. Wer lieber auf zwei Rädern unterwegs ist, macht sich auf den Freiämter Veloweg. Und wer’s mystisch mag, begibt sich auf den Freiämter Sagenweg. Der erlebnisreiche Spaziergang rund um den Erdmannlistein im Waltenschwiler Wald führt in eine geheimnisvolle Welt.