Der Duden definiert das Wort Nachhaltigkeit in Bezug auf die Ökologie wie folgt: «Ein Prinzip, nach dem nicht mehr verbraucht werden darf, als jeweils nachwachsen, sich regenerieren, künftig wieder bereitgestellt werden kann». Nachhaltigkeit beschränkt sich heute jedoch längst nicht mehr auf die Ökologie. Sie durchdringt all unsere Lebensbereiche. Banken werben für nachhaltige Investitionen, wir wollen unsere Mobilität nachhaltig gestalten (nachhaltige Mobilität), wir ernähren uns bewusst (Food Trends im Wandel), achten bei der Kleidung auf die Herkunft usw. Das deutsche Zukunftsinstitut schreibt über diesen Megatrend: «Ob Kaufentscheidungen, gesellschaftliche Handlungsmoral oder Unternehmensstrategien: Der Megatrend Neo-Ökologie etabliert ein neues Werte-Set, das in jeden Bereich unseres Alltags hineinreicht. Das Nachhaltigkeitsparadigma reprogrammiert die Codes der globalen Gesellschaft, der Kultur und der Politik – und richtet unternehmerisches Handeln sowie das gesamte Wirtschaftssystem fundamental neu aus.»
Das Zukunftsinstitut stellt vier Thesen auf:
1. Der Mensch reintegriert sich in das Ökosystem Erde.
2. Nachhaltigkeit bedeutet klüger, nicht weniger.
3. Das Wirtschaftssystem wird zum Wertesystem.
4. Die Generation Global schafft eine nachhaltige Welt.
Doch was bedeuten diese vier Thesen? Der Klimawandel beschäftigt die ganze Menschheit. Eine Pandemie wie Corona zeigt die Grenzen auf, die uns gesetzt sind. Der Mensch erkennt, dass er nicht alles unter Kontrolle hat. Er ist nicht der Zerstörer der Welt, kann aber auch nicht Retter sein. Ein Umdenken findet statt. Der Mensch stellt sich nicht über alles, sondern sieht sich als Teil des Ökosystems.
Die Ressourcen werden knapp, Konsum wird kritisch angesehen. Dabei geht der Trend aber nicht zwingend in Richtung «immer weniger». Strömungen wie der Minimalismus – in der Schweiz zum Beispiel vertreten durch Cédric Waldburger, der in einem SRF-Dok-Film von seinem Leben erzählt – werden kaum mehrheitsfähig werden. Dafür spielt die technologische Entwicklung eine grosse Rolle: Green Tech will die heutigen Herausforderungen anpacken, ohne im Widerspruch zur Natur zu stehen.
Immer stärker wird das Wirtschaftssystem zum Wertesystem. Ein «Weiter wie bisher» ist nach der Corona-Krise für viele undenkbar. Statt auf Wachstum und Maximierung von Profit setzen immer mehr Unternehmen auf Nachhaltigkeit und das Gemeinwohl. So entstehen neue Unternehmen wie zum Beispiel das Aargauer Start-up one11. Es bringt Menschen zusammen, indem es Betreiber*innen von Infrastrukturen wie Hotels oder Altersheimen dabei unterstützt, zum Zentrum einer Community zu werden. Der nachhaltige Gedanke dabei: Es wird auf Ressourcen aufgebaut, die bereits vorhanden sind. Und es werden die grossen Fragen angegangen wie: Wie gehen wir mit der Überalterung um? Was tun wir gegen die Vereinsamung? Wie sehen zukünftige Wohnmodelle aus? Die erste Community, die in Betrieb ist, hat ihr Zentrum in Rombach bei Aarau und heisst Tannebächli. Weitere Communities sind im Aufbau.
Die vierte These geht davon aus, dass die neuen Generationen mit einem neuen Mindset unterwegs sein werden. Sie haben eine gerechtere Wirtschaft und Gesellschaft zum Ziel – und die Sinnfrage steht im Zentrum.
Unternehmen stellen sich je länger, je mehr die Frage: Wie können wir nachhaltiger werden? Und warum wollen wir dies? Ist Nachhaltigkeit ausschliesslich förderlich für unser Image, oder steckt mehr dahinter? Eine Studie der Credit Suisse stellt fest: «Viele Unternehmer haben die Notwendigkeit eines nachhaltigeren Handelns erkannt und sehen darin einen potenziellen Erfolgsfaktor für ihr KMU.» Dabei sei es wichtig, sich frühzeitig zu positionieren und auf Änderungen des Marktumfelds zu reagieren. Wer vorbereitet sei, so die Studie, könne rascher künftige gesetzliche Vorschriften erfüllen und so potenzielle Wettbewerbsvorteile generieren.
Unternehmen, die erfolgreich sein wollen, werden sich also in Zukunft dem Megatrend Nachhaltigkeit nicht entziehen können. In der Studie finden sie dann auch konkrete Handlungsempfehlungen in verschiedenen Bereichen. Sie reichen von ökologischem Produktedesign (verbesserte Rezyklierbarkeit) über den nachhaltigen Einkauf (regionale Produkte, Fairtrade-Produkte) bis zur Reduktion des Material- und Ressourcenverbrauchs (Verwendung intelligenter Heizsysteme oder Sharing Economy).
Und die Unternehmen werden für ihre Bemühungen belohnt werden. Die Studie zeigt an konkreten Beispielen, wie sich KMU neu ausrichten und mit der neuen Ausrichtung erfolgreich sind. In der Studie heisst es dazu: «Denn die Entwicklung nachhaltiger Prozesse und Produkte wird belohnt – und zwar auch von der Konsumentenseite: Kunden werden umweltbewusster und verlangen zunehmend nachhaltig produzierte Produkte. Wer hier ein entsprechendes Angebot liefern kann, ist klar im Vorteil.»