In der Schweiz sind die wichtigsten Energiearten Erdöl, Strom aus Kern- und Wasserkraftwerken sowie Erdgas. 80 Prozent der Energie wird importiert und stammt aus nicht erneuerbaren Quellen. Das ist zum einen nicht nachhaltig, zum anderen begibt sich die Schweiz in eine grosse Abhängigkeit. 2011 hat der Bundesrat daher die Energiewende beschlossen. Er möchte bis 2050 den Energieverbrauch massiv senken und den Anteil an erneuerbaren Energien erhöhen. Diese Energiestrategie gründet auf drei Pfeilern: Gebäude, Maschinen und Verkehrsmittel sollen energieeffizienter werden, der Anteil an erneuerbarer Energie – insbesondere Wasserkraft – soll erhöht werden, und zudem werden die Kernkraftwerke Schritt für Schritt stillgelegt.
Auch die Kantone arbeiten an der Umsetzung der Ziele mit. So hat der Kanton Aargau im Juli 2021 den ersten Teil seiner Klimastrategie, den sogenannten Klimakompass, vorgestellt. Er definiert darin sieben Handlungsfelder für den Klimaschutz und für die Klimaanpassung:
Mit ihrer Energiestrategie ist die Schweiz im Trend. An der Pariser Klimakonferenz 2015 wurde für die Zeit ab 2020 ein neues Übereinkommen geschlossen, das alle Staaten zu einer Reduktion der Treibhausgasemissionen verpflichtet. Die Schweiz hat dieses Übereinkommen am 1. Oktober 2017 ratifiziert. Bis im Januar 2019 waren es 184 Staaten, die sich dem Übereinkommen angeschlossen hatten. Dieses verfolgt drei Ziele: Die Erderwärmung soll im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter auf «deutlich unter» 2 Grad Celsius begrenzt werden, angestrebt wird eine Beschränkung auf 1,5 Grad Celsius. Die Fähigkeit zur Anpassung an den Klimawandel soll gestärkt und neben der Minderung der Treibhausgasemissionen als gleichberechtigtes Ziel etabliert werden. Zudem sollen die Finanzmittelflüsse mit den Klimazielen in Einklang gebracht werden.
Dieses Übereinkommen führt dazu, dass nachhaltige Energiequellen vermehrt gefördert werden. In der Schweiz sind es fünf, die dabei im Fokus stehen: Wasserkraft, Solarenergie, Energie aus Biomasse, Windenergie und Geothermie. Mit verschiedenen Massnahmen werden diese vom Staat gefördert.
Energie aus Wasserkraft ist in der Schweiz nichts Neues. Dank seiner Topografie und der jährlichen Niederschlagsmengen hat das Land ideale Bedingungen für die Nutzung dieser Ressource. Bereits gegen Ende des 19. Jahrhunderts wurde Wasserkraft genutzt, einen wahren Boom gab es zwischen 1945 und 1970. Das Bundesamt für Energie (BFE) schreibt auf seiner Webseite: «Der Wasserkraftwerkspark der Schweiz besteht heute (31.12.2020) aus 677 Zentralen (Kraftwerke mit einer Leistung von mindestens 300 kW), welche pro Jahr durchschnittlich rund 36’741 Gigawattstunden (GWh/a) Strom produzieren. Davon werden rund 48,7% in Laufwasserkraftwerken, 47% in Speicherkraftwerken und rund 4,3% in Pumpspeicherkraftwerken erzeugt. [...] Die Wasserkraftnutzung besitzt ein Marktvolumen von über 1.8 Milliarden Franken (bei 5 Rp./kWh ab Werk) und stellt somit einen wichtigen Zweig der schweizerischen Energiewirtschaft dar.» Mit der Energiestrategie 2050 will der Bund dieses Potenzial noch weiter ausschöpfen und die durchschnittliche Jahresproduktion bis 2050 auf 38’600 Gigawattstunden steigern.
Neben der Wasserkraft ist die Energiegewinnung aus Biomasse die am zweithäufigsten genutzte erneuerbare Energie in der Schweiz. Die Biomasse gilt unter den erneuerbaren Energien als Alleskönnerin. Sie kann zu Strom, Wärme oder Treibstoff verarbeitet werden. Dabei ist sie eigentlich ein Abfallprodukt, denn sie wird zuerst als Nahrungs- oder Futtermittel bzw. als Baustoff genutzt und dient erst danach zur Energiegewinnung.
Die Energie der Sonne kann auf verschiedene Arten genutzt werden. Mit Photovoltaik-Anlagen wird Strom erzeugt, Sonnenkollektoren können zur Wärmeerzeugung genutzt werden, und es gibt konzentrierende Systeme für chemische Prozesse und für die Stromproduktion. Der Bund schreibt über die Solarenergie: «Die Photovoltaik ist eine wichtige Technologie für die nachhaltige Energieversorgung der Zukunft. Das Potenzial von Solarstrom ist beträchtlich: Bis zum Jahr 2050 dürften rund 20 Prozent des derzeitigen Strombedarfs durch Photovoltaik gedeckt werden.» Und: «Obwohl der Anteil der Solarwärme am gesamtschweizerischen Verbrauch heute noch vergleichsweise gering ist, ist ihr Potenzial gross. Wenn alle bestehenden Gebäude energetisch optimal saniert würden, könnte mittels Sonnenkollektoren der gesamte Wärmebedarf der Schweizer Haushaltungen gedeckt werden.»
Zwei weitere erneuerbare Energiequellen werden in der Schweiz gefördert: Windenergie und Geothermie. Die Windenergie ist eine gute Ergänzung zur Solarenergie, da sie rund zwei Drittel des Stroms im Winterhalbjahr produziert. Allerdings ist der Bau von Windanlagen mit grösseren Hürden verbunden. In einer Analyse, die Suisse Éole in Zusammenarbeit mit EnergieSchweiz und dem Bundesamt für Energie im Juni 2020 veröffentlicht hat, heisst es: «Seit über einem Jahrzehnt stagniert die Entwicklung der Windenergie und die Projekte haben mit komplexen Planungs-und Gerichtsverfahren zu kämpfen. Die für 2020 gesetzten Ziele würden erreicht, wenn die Projekte nicht durch Verfahren blockiert wären. Trotz der hohen allgemeinen Akzeptanz behindern systematische Beschwerden von Einzelpersonen, Verbänden und Vereinen die von den Schweizer Bürgerinnen und Bürgern gewünschte Energiewende. Von den Projekten, für die ein Baubewilligungsverfahren aufgenommen wurde, sind zurzeit fast 4 von 5 bei den Rechtsinstanzen blockiert.»
Noch kaum genutzt wird die Geothermie in der Schweiz. Auf der Webseite des Bundes heisst es: «Eines der grössten Hindernisse bei der Entwicklung der mitteltiefen bis tiefen Geothermie ist, dass der tiefe Untergrund nur sehr schlecht und punktuell bekannt ist.» Trotzdem ist hier ein grosses Potenzial vorhanden, denn die Energiequelle ist CO2-frei, liefert 24 Stunden täglich und 365 Tage im Jahr lokale Energie und braucht wenig Platz.
Autor: CH Media