11.05.2021
Interessen
Viele junge Erwachsene machen nach dem Abschluss ihres Studiums ein Praktikum. Damit gewinnen sie einen Einblick in die Berufswelt. Allerdings besteht die Gefahr, dass sie zu schlechten Löhnen die gleiche Arbeit leisten wie eine Fachkraft.
Fachkräfte sind in der Schweiz gesucht – und am liebsten stellen Arbeitnehmer*innen Mitarbeitende mit Berufserfahrung ein. Doch wo sammelt man diese Berufserfahrung, wenn man frisch von der Hochschule kommt? Für viele führt der Weg zuerst einmal über ein Praktikum. Dieses bietet eine gute Möglichkeit, ein Berufsfeld näher kennenzulernen, Erfahrungen zu sammeln und sich als Arbeitskraft zu beweisen. Worauf muss man achten, wenn man sich für einen Praktikumsplatz bewirbt? Und wo findet man diese Praktika überhaupt?
Ein Praktikum dauert in der Regel von einer Woche bis zu einem Jahr. Es ist auf jeden Fall befristet, manchmal besteht die Möglichkeit für eine Festanstellung nach Abschluss der Praktikumszeit. Einen geeigneten Praktikumsplatz zu finden, ist nicht ganz einfach. Gerade in Branchen, in denen ein Praktikum zum Berufseinstieg gehört, bewerben sich oft viele um eine Stelle. Die Stellen sind auf den gängigen Jobportalen wie zum Beispiel myjob.ch oder Work Life Aargau ausgeschrieben. Auf Work Life Aargau kann man ganz einfach nach Praktikumsstellen filtern und findet so eine ganze Liste von Ausbildungsplätzen – sei es beim Rechtsdienst des Kantons Aargau, beim Medienunternehmen CH Media als Fotograf*in oder bei der Stiftung Schürmatt als Heilpädagog*in. Auch das eigene Kontaktnetz bietet gute Möglichkeiten, einen Praktikumsplatz zu ergattern. Fragen Sie in Ihrem Bekanntenkreis nach oder nutzten Sie Kontakte, die Sie während früheren Arbeitseinsätzen oder während der Ausbildung geknüpft haben.
Grössere Unternehmen bieten häufig die Möglichkeit, über «Trainee Programs» oder «Young Professional Programs» ins Erwebsleben einzusteigen: Hier eine Auswahl solcher Betriebe. Auf der Plattform traineeprogramme.ch finden sich verschiedene Firmen, die solche Stellen anbieten. Auf Berufsmessen kann man interessante Unternehmen kennenlernen und Kontakte knüpfen – manchmal lohnt sich gar eine Blindbewerbung oder ein Anruf bei einem Unternehmen, das einen besonders interessiert. Und auch die öffentliche Hand bietet viele Praktikumsstellen an. Allein im Kanton Aargau sind es rund 175 Stellen in den verschiedensten Bereichen. Dabei werden Praktika für Hochschulabsolvent*innen ebenso angeboten wie Praxisjahre nach der Matur oder kürzere Einblicke in die Berufswelt für Schüler*innen der Wirtschafts- oder Informatikmittelschule.
Eines ist wichtig: In einem Praktikum geht es immer darum zu lernen. Praktikant*innen sind nicht einfach billige Arbeitskräfte. Sie müssen begleitet und angeleitet werden. Der Schweizerische Gewerkschaftsbund SGB hat im September 2020 eine Kampagne lanciert, in der er mittels politischer Vorstösse in verschiedenen Kantonen einen besseren Schutz für Praktikant*innen fordert. Der SGB schreibt dazu in einer Medienmitteilung: «In den Vorstössen werden die Kantone aufgefordert, die Praktikumsbedingungen zu kontrollieren, zu dokumentieren und einzuschreiten, wenn es Verstösse und Ausbeutung gibt. Insbesondere soll überprüft werden, ob durch Praktika ohne Ausbildungscharakter ortsübliche Löhne und Anstellungsbedingungen unterlaufen werden.»
Um zu verhindern, dass ein Praktikum zu einer Anstellung zum Dumpinglohn wird, gilt es, den Arbeitsvertrag genau zu studieren. Klare Aufgabenbereiche sind ebenso Teil des Vertrags wie die Dauer des Praktikums, die Arbeitszeiten inkl. eines angemessenen Ferienanteils und die Entlöhnung. Wichtig ist, dass eine Praktikumsleitung als Ansprechperson festgelegt wird. Das Praktikum muss mit einem Arbeitszeugnis und einer Lernbeschreibung abgeschlossen werden. Dieses soll so ausgestellt sein, dass es bei der Stellensuche hilft. Wie bei jedem Arbeitsverhältnis gilt: Werden Abmachungen nicht eingehalten, ist es wichtig, früh das Gespräch mit dem Vorgesetzten oder der Praktikumsleitung zu suchen.
Ist jetzt also ein Praktikum der perfekte Einstieg in den Traumberuf, oder landet man damit nicht eher einer Situation, in der man bei geringer Bezahlung viel Arbeit leisten muss? Das Bundesamt für Statistik befragt alle zwei Jahre die Absolvent*innen der Hochschulen, wo sie beruflich ein Jahr nach Abschluss des Studiums stehen. Die Zahlen von 2018 zeigen: Absolvent*innen eines Masters einer Universitären Hochschule (UH) sind nach einem Jahr zu 47.6% in einem befristeten Arbeitsverhältnis – häufig also in einem Praktikum oder auf einer Doktorandenstelle. Bei den Fachhochschulen (Bachelor) beträgt der Anteil 13.6%, bei den Pädagogischen Hochschulen (Lehrdiplom) 21.1%. Nach fünf Jahren sind diese Zahlen deutlich gesunken: 28% beträgt er bei den UH-Master-Absolvent*innen, bei den FH-Bachelor-Absolvent*innen 5% und bei den PH-Absolvent*innen 10%. Es zeigt sich also, dass Praktika durchaus den Einstieg in die Berufswelt ermöglichen können. Ein Praktikum bietet folgende Chancen und Risiken:
Chancen:
Risiken:
Mit einer guten Vorbereitung und einer klaren Kommunikation im Bewerbungsprozess und während des Praktikums können die Risiken minimiert werden. Praktikumsstellen in Ihrer Nähe finden Sie hier, passende Arbeitgeber finden Sie mithilfe der Filterfunktionen auf Work Life Aargau.
Autor: CH Media