09.12.2020
Arbeitsleben
Digitale Skills eignen sich Arbeitnehmer*innen laufend on the job an – und konzentriert in Weiterbildungen ausserhalb der Firma. Das Kursangebot ist gross. Dabei will nicht nur der Umgang mit neuen Technologien gelernt sein. Zentral sind auch Kommunikation, Zusammenarbeit, Kreativität und kritisches Denken.
Das Nachdiplom Digital Marketing Management des Zentrum Bildung in Baden – der Lehrgang Digital Experience Designer*in der Schule für Gestaltung Aargau in Aarau – das CAS Digitalisierung in der Arbeitswelt – Psychologische Perspektiven der Hochschule für Angewandte Psychologie FHNW in Olten: Dies sind nur drei von unzähligen Bildungsangeboten, die eines gemeinsam haben: den gesellschaftlichen Megatrend der Digitalisierung. Im Blogpost von ask! – Beratungsdienste für Ausbildung und Beruf wird ein Berater folgendermassen zitiert: «Die Digitalisierung verändert viele Berufe und verlangt nach neuen Kompetenzen. Gleichzeitig sinkt die Halbwertszeit des Wissens. Dieser Dynamisierung und dem steten Wandel kann man sich nicht entziehen. Lebenslanges Lernen ist da nicht nur eine hohle Phrase, sondern die einzige Möglichkeit beruflich am Ball zu bleiben.»
Auch ausgebildete und erfahrene Fachkräfte kommen also nicht darum herum, sich stetig weiterzubilden, wenn sie digital fit werden oder bleiben wollen. Die Weiterbildung sieht sich laut dem schweizerischen Verband SVEB in drei Bereichen als Vermittlerin gefordert: einerseits für die digitalen Grundkompetenzen, also die Befähigung zur Nutzung von Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT), andererseits für komplementäre Kompetenzen «wie Problemlösungsfähigkeit, Flexibilität und Teamfähigkeit», die entscheidend seien, «um die neuen Technologien effizient zu nutzen, sinnvoll einzusetzen und für diese Neuerungen offen zu sein.» Das neben den technischen auch die Selbst-, Sozial- und Methodenkompetenz wichtig sind, beschreibt ask! mit dem 4K-Modell: Die 4 K stehen für Kommunikation (miteinander reden), Kollaboration (gut zusammenarbeiten), Kreativität (Neues erschaffen) und kritisches Denken (stetes Hinterfragen).
Der dritte Vermittlungsbereich der Weiterbildung betrifft die IKT-Berufe. Fehlendes qualifiziertes Personal wird unter Bezugnahme auf eine Unternehmensumfrage von 2017 «als grösstes Hindernis für eine fortschreitende Digitalisierung der Wirtschaft» beschrieben. Ein Fachkräftemangel im IKT-Bereich manifestiert sich auch im entsprechenden Aargauer Monitoring: Neben den Gesundheitsberufen mangelt es vor allem an gut qualifiziertem Personal in Telekommunikationstechnik, Software und Anwendungen. Lesen Sie hier unsere Story "Wie finden Unternehmen am besten neue Fachkräfte?" zu diesem Thema.
Wer nach Weiterbildungsangeboten in seinem Fachgebiet suchen möchte, wird auf der Plattform weiterbildung.swiss fündig. Da können zum Beispiel sozialpädagogische Fachpersonen an der Hochschule für Soziale Arbeit FHNW mit der Methode Making das kreative Potenzial von digitalen Geräten entdecken und dieses anschliessend in ihrer Einrichtung mit ihren Klient*innen anwenden. Die Hochschule für Wirtschaft FHNW vermittelt fundierte Kenntnisse der Online-Marketingkommunikation wie Internet-Werbung, Suchmaschinen-Optimierung und Social Media. Einen Master in Advanced Studies (MAS) im Digitalen Bauen kann man an der Hochschule für Architektur, Bau und Geomatik FHNW erwerben. Auch hier gilt: Nicht allein dreidimensionale Bauwerksmodelle und Augmented-Reality-Brillen auf der Baustelle, sondern auch Teamwork führen zum Erfolg, wie ein entsprechender Artikel der Aargauer Zeitung schildert.
Auch gewisse Berufsfachschulen im Aargau haben neben ihrem Grundbildungsportfolio ein Weiterbildungsangebot für erwachsene Berufsleute. Hier geht’s zu den einzelnen Berufsfachschulen und ihren Kursen:
Neben den öffentlichen Berufsfachschulen bieten private Institutionen und Berufsverbände (Organisationen der Arbeitswelt) Weiterbildungen an. Rund 80 Prozent aller Kursstunden werden von privaten Anbietern bereitgestellt.
Nicht zuletzt kann lebenslanges Lernen auch ausserhalb von Kursräumen stattfinden: im autodidaktischen Selbststudium von Fachliteratur und on the job in Projekten sowie im Erfahrungsaustausch mit Kolleg*innen und Vorgesetzten. ask! nimmt im erwähnten Blogpost auch die Arbeitgeber*innen in die Pflicht: «Gefragt sind aber auch die Unternehmen, Anreize zu schaffen, dass die Mitarbeitenden beruflich fit bleiben. Nur so können sie neue Aufgaben übernehmen, wenn sich der bestehende Aufgabenkatalog verändert.» Ein weiterer Kanal für die praxisnahe Verständnisförderung der digitalen Transformation – insbesondere für Führungskräfte – sind Tagungen wie die Swiss Industry 4.0 Conference.
Ganz besonders in Corona-Zeiten ist die Digitalisierung nicht nur ein wichtiger Gegenstand der Weiterbildung, sondern die Weiterbildung auch ein verstärkter Ausdruck der Digitalisierung – egal, welchen Kurs man belegt: Schon während des Lockdowns im Frühling wurden zahlreiche Weiterbildungsangebote ins Netz verlagert. Seit die Coronavirus-Fallzahlen im Herbst wieder angestiegen sind, sind Präsenzveranstaltungen mit wenigen Ausnahmen erneut verboten. Der SVEB hat als Hilfestellung das Informationsdossier Digitales Lernen lanciert. Hier gibt’s Einsteiger-Crashkurse in Form von Webinaren, Tipps über digitale Tools wie Videokonferenz-Applikationen, Lernplattformen und Erklärvideos sowie einen Open Space für den Erfahrungsaustausch unter allen Weiterbildungsinteressierten.
In diesem Sinn ist die Corona-Krise eine Chance: Nicht nur im Homeoffice, sondern auch in der Weiterbildung eignen wir uns zwangsläufig gewisse digitale Skills an, die zwar über unser spezifisches Fachgebiet hinausgehen, uns aber trotzdem dabei helfen, fit zu werden für den Arbeitsmarkt von morgen.