24.02.2021
Arbeitsleben
Die hohe Nachfrage nach lebenslangem Lernen spiegelt sich in einem grossen und vielfältigen Weiterbildungsangebot. Plattformen helfen, im Dickicht der Kurse, Lehrgänge, Diplome und Zertifikate das passende Angebot zu finden – auch im Aargau.
Laut dem aktuellsten Mikrozensus Aus- und Weiterbildung des Bundesamts für Statistik (BfS) hatten 2016 fast zwei Drittel (62,5 Prozent) der Schweizer Bevölkerung im Alter von 15 bis 75 Jahren eine Weiterbildung besucht. Eine beeindruckende Zahl, welche die zunehmende Wichtigkeit des «Lebenslangen Lernens» (so der Titel der Publikation des BfS, das von einer «Bildungsexpansion» schreibt) unterstreicht. Die Weiterbildungsaktivitäten seien «äusserst vielfältig» heisst es weiter: von der Motivation her (beruflich vs. privat), vom Umfang her (von wenigen Stunden bis zu mehreren Monaten) und vom «Wert» her (nur Teilnahmebestätigung oder Zertifikat/Diplom).
Ebenso heterogen wie die Nachfrage ist das Angebot. Der Schweizerische Verband für Weiterbildung SVEB zitiert eine Expertenstudie von 2014, wonach die Anzahl Weiterbildungsanbieter*innen auf rund 3000 Institutionen geschätzt wurde. Gemäss den vom SVEB erhobenen Strukturdaten 2019 sind über 80 Prozent der Anbieter*innen privatwirtschaftliche, zum Teil subventionierte Unternehmen. Öffentliche Anbieter*innen sind vor allem Berufsfachschulen und Hochschulen. Gut zwei Drittel der Institutionen bieten Weiterbildungen mit einem betrieblichen oder beruflichen Bezug an, so die Weiterbildungsstudie 2020/21 des SVEB.
Mit acht Berufsfachschulen und der Fachhochschule Nordwestschweiz in Brugg-Windisch ist auch im Kanton Aargau ein breites öffentliches Weiterbildungsangebot sichergestellt. Eine Annäherung an die (öffentlichen und privaten) Angebote liefert das Portal berufsberatung.ch, wo man Weiterbildungsausschreibungen nach Kantonen und Abschlüssen filtern kann. Am 5. Februar 2021 waren im Aargau ausgeschrieben:
Hinzu kommen Sprachkurse und Berufsbildungsabschlüsse für Erwachsene auf Sekundarstufe II (z. B. Eidgenössisches Fähigkeitszeugnis EFZ, also «Lehrabschluss»), die unter die Weiterbildungskategorie der Nachholbildung fallen. Insgesamt waren Anfang Februar 1540 Weiterbildungsangebote auf der Plattform zu finden. Dort erklärt auch ein interaktives Schema, wie das Schweizer Bildungssystem aufgebaut ist und welche Anschlüsse an Weiterbildungen je nach Grundbildung möglich sind.
Auf spezifisch im Aargau fehlende Weiterbildungsangebote deutet nichts hin. Eine Nachfrage nach neuen Kursen und Lehrgängen regelt der Markt durch entsprechende Angebote, die angesichts des grundsätzlich freien Zugangs zu Weiterbildungsinstitutionen auch in den umliegenden Wirtschaftszentren entstehen können. Sprich: Es ist zumutbar, für ein Nachdiplom oder ein CAS nach Zürich, Bern oder Basel zu reisen (oder man nutzt virtuelle Angebote wie zum Beispiel diejenigen der Fernfachhochschule Schweiz). Im kantonalen Gesetz über die Berufs- und Weiterbildung steht denn auch: «Der Kanton überlässt grundsätzlich die Durchführung von Weiterbildungsangeboten Dritten.» Er bietet selber Weiterbildung nur dann an, «wenn ein Angebot volkswirtschaftlich als sinnvoll erachtet, aber in zumutbarer Entfernung nicht oder nicht ausreichend angeboten wird».
Der Regierungsrat bekräftigte diese Haltung, als er 2019 einen politischen Vorstoss beantwortete, der eine Weiterbildungsoffensive zur Verbesserung der Chancen von älteren Arbeitnehmenden auf dem Arbeitsmarkt forderte. Die Verantwortung für eine bedarfsgerechte Weiterbildung liege primär beim einzelnen Individuum und den Arbeitgebenden. «In Übereinstimmung mit den gesetzlichen Rahmenbedingungen stellt der Kanton Aargau deshalb primär sicher, dass öffentlich-rechtliche und private Anbieterinnen und Anbieter von Weiterbildungen günstige Voraussetzungen für ihre Angebote vorfinden und somit allen Personen die Teilnahme an Weiterbildungen grundsätzlich und niederschwellig möglich ist.»
Weiterbildungsangebote findet man nicht nur auf berufsberatung.ch, sondern auch auf den Plattformen weiterbildung.swiss oder weiterbildung.ch sowie bei den zahlreichen Berufsverbänden (Organisationen der Arbeitswelt). Angesichts der Fülle von Anbieter*innen können sich diese mittels einer Zertifizierung von der Konkurrenz abheben. Die Schweizerische Vereinigung für Qualitäts- und Management-Systeme (SQS) zeichnet Weiterbildungsinstitutionen mit dem Qualitätszertifikat eduQua aus. Die SQS bezweckt damit z. B., den Behörden eine Entscheidungsgrundlage für die Subventionierung zu liefern. Der Weiterbildungsverband SVEB führt eine Datenbank der eduQua-zertifizierten Anbieter*innen. Im Aargau sind knapp 60 Weiterbildungsinstitutionen zertifiziert (schweizweit rund jede dritte Institution). Laut einer SVEB-Umfrage von 2017 waren über 90 Prozent der zertifizierten Anbieter*innen zufrieden mit dem Label, was auf einen hohen Nutzen schliessen lasse.
Wer vor lauter Anbieterbäumen den Weiterbildungswald nicht mehr sieht, kann sich an die Beratungsdienste für Ausbildung und Beruf ask! wenden. Und wer jetzt schon weiss, dass er oder sie digital fit werden möchte, liest zum Einstieg die entsprechende Story von Work Life Aargau.
Autor: CH Media