28.09.2023
Arbeitsleben
Mit dieser Frage haben sich die HR-Verantwortlichen aus 27 Mitgliedsfirmen von Work Life Aargau in insgesamt vier Durchführungen des Workshops zum Thema Active Sourcing auseinandergesetzt. Ein Gastbeitrag unseres Vorstandsmitglieds Ulrike Clasen, Gründerin & Inhaberin Netzwerk Kadertraining GmbH.
Der Workshop zum Active Sourcing ermöglichte es HR-Verantwortlichen, das nötige Wissen und die erforderlichen Fähigkeiten zu entwickeln, um Active Sourcing erfolgreich in die eigene Recruiting-Strategie zu integrieren. Durch den Austausch bewährter Verfahren und die Diskussion von Herausforderungen konnten sich die HR-Verantwortlichen ein Bild davon machen, wie sie die Vorteile von Active Sourcing voll ausschöpfen und ihre Organisation bei der Gewinnung hochqualifizierter Talente voranbringen können.
Der Recruiting-Markt hat sich in den letzten Jahren stark verändert. Passive Kandidaten sind immer schwerer zu erreichen und qualifizierte Bewerber haben oft viele Optionen zur Auswahl. Da ermöglicht es Active Sourcing, proaktiv nach Talenten zu suchen und die besten Kandidaten anzusprechen, anstatt nur auf Bewerbungen zu warten.
Durch die direkte Ansprache und gezielte Suche nach Talenten sichern sich die Unternehmen einen Wettbewerbsvorteil bei der Gewinnung von qualifizierten Kandidaten. Mit der Optimierung der Recruiting-Ressourcen des Active Sourcing kann Zeit und Energie gespart werden, indem sich die HR-Verantwortlichen auf die gezielte Suche nach den qualifiziertesten Kandidat:innen konzentrieren.
So weit, so gut. Doch wenn es um die Entscheidung geht, ob Active Sourcing vom Unternehmen selbst durchgeführt oder ausgelagert werden soll, gilt es sowohl Vor- als auch Nachteile zu berücksichtigen.
Hier die Vorteile für die Unternehmen, Active Sourcing selbst durchzuführen:
1. Den Prozess direkt
unter Kontrolle haben
Durch die interne Durchführung haben Unternehmen direkte
Kontrolle über den gesamten Active-Sourcing-Prozess. Sie können die Strategien,
Methoden und Ansprache selbst bestimmen und an die spezifischen Anforderungen und
Ziele anpassen.
2. Wissensvorsprung über
das Unternehmen
Das Unternehmen kann auf das vorhandene Fachwissen und die
Erfahrung seines eigenen HR-Teams zurückgreifen. Die internen Mitarbeiter
kennen die spezifischen Anforderungen des Unternehmens besser und können
gezielt nach den passenden Kandidaten, die gut zur Organisation passen, suchen.
3. Schneller reagieren und
anpassen
Das Unternehmen kann flexibel auf sich ändernde Anforderungen
reagieren und die Active-Sourcing-Strategien schnell anpassen. Es besteht die
Möglichkeit, neue Techniken und Methoden auszuprobieren und die Vorgehensweise
kontinuierlich zu verbessern.
4. Kostenersparnis
Durch die interne Durchführung von Active Sourcing können
Unternehmen die Kosten besser kontrollieren und potenziell Kosten für externe
Dienstleister einsparen.
5. Employer Branding
stärken
Durch die Möglichkeit, die Arbeitgebermarke direkt zu
präsentieren, können die einzigartigen Vorteile und Entwicklungsmöglichkeiten
kommuniziert werden. Die potenziellen Kandidaten erleben so direkt schon die
Kultur des Unternehmens.
6. Langfristig angelegte
Kompetenzentwicklung
Indem Active Sourcing intern durchgeführt wird, kann das interne
HR-Team sich kontinuierlich weiterentwickeln. Es gewinnt wertvolle Erfahrungen
und Fähigkeiten im Bereich Active Sourcing, die dem Unternehmen langfristig
zugutekommen.
7. Effiziente
Ressourcennutzung
Bei der internen Durchführung von Active Sourcing können
Ressourcen gezielt eingesetzt werden. Es ist dabei wichtig, das Team entsprechend
auszurichten und sicherzustellen, dass die notwendigen Ressourcen und
Fähigkeiten vorhanden sind, um Active Sourcing effektiv umzusetzen.
Hier zur Gegenüberstellung die Nachteile des selbstgemachten Active Sourcing:
1. Bedarf an Ressourcen:
Die interne Durchführung von Active Sourcing erfordert Zeit,
Engagement und Ressourcen seitens des HR-Teams. Es müssen Schulungen,
Technologie und Personalressourcen bereitgestellt werden.
2. Aufbau von Expertise
und Erfahrung:
Um erfolgreich zu sein, muss das HR-Team über das notwendige
Wissen und die Fähigkeiten im Active Sourcing verfügen oder auch die
Bereitschaft zeigen, das aufzubauen und Kapazitäten dafür frei zu machen.
3. Begrenzte Reichweite
und Netzwerk:
Die Mitarbeitenden im Unternehmen können möglicherweise nicht
auf ein breites Netzwerk oder einen umfassenden Talentpool zugreifen. Dies kann
die Anzahl der potenziellen Kandidaten, die erreicht werden können,
einschränken.
4. Zeit- und
Arbeitsaufwand:
Die interne Durchführung von Active Sourcing erfordert Zeit und
Aufwand seitens des HR-Teams. Dies kann zu einer zusätzlichen Belastung der
Mitarbeiter führen, insbesondere wenn sie bereits mit anderen Aufgaben und
Verantwortlichkeiten beschäftigt sind.
Wer sich entscheidet, in seinem Unternehmen Active Sourcing selbst durchzuführen, kann die Kontrolle behalten, Kosten sparen, die Arbeitgebermarke stärken und das interne HR-Team weiterentwickeln. Es erfordert Engagement und Aufwand, bietet jedoch langfristige Vorteile, um qualifizierte Kandidaten zu gewinnen und das Talentmanagement in der Organisation zu verbessern.
Doch vor der Entscheidung dazu sollten die Vor- und Nachteile einer Zusammenarbeit mit einem externen Partner geprüft werden.
Vorteile der Auslagerung von Active Sourcing:
1. Zugang zu Expertise
Durch die Zusammenarbeit mit externen Dienstleistern können
Unternehmen von deren spezifischer Expertise und Erfahrung im Active Sourcing
profitieren. Externe Anbieter sind oft auf dem neuesten Stand der
Sourcing-Methoden und können bewährte Verfahren und Best Practices einbringen.
2. Zeitersparnis
Durch die Auslagerung von Active-Sourcing-Aufgaben kann das
interne HR-Team entlastet werden und sich auf andere strategische Aufgaben
konzentrieren.
3. Erweiterter Talentpool
Externe Dienstleister haben oft Zugang zu einem erweiterten
Talentpool und können potenziell eine grössere Reichweite und Sichtbarkeit für
das Unternehmen bieten.
Nachteile der Auslagerung von Active Sourcing:
1. Verlust an Kontrolle
Durch die Auslagerung des Active Sourcing geben Unternehmen
einen Teil der Kontrolle über den Prozess ab. Sie müssen sich auf den
Dienstleister verlassen, um die richtigen Kandidaten anzusprechen und die
Unternehmenswerte angemessen zu repräsentieren.
2. Begrenzte
Unternehmenskenntnisse
Externe Dienstleister haben möglicherweise nicht das gleiche
tiefe Verständnis für das Unternehmen, seine Kultur und die spezifischen
Anforderungen der Positionen wie interne HR-Teams. Dies kann zu einer
geringeren Passgenauigkeit bei der Identifizierung von Kandidaten führen.
3. Abhängigkeit vom Dienstleister
Unternehmen sind bei der Auslagerung des Active Sourcing von der
Zuverlässigkeit und Verfügbarkeit des Dienstleisters abhängig. Wenn der
Dienstleister nicht in der Lage ist, die Anforderungen effektiv zu erfüllen,
oder die Zusammenarbeit endet, kann dies zu Unterbrechungen im Active-Sourcing-Prozess
führen.
4. Einschränkung des
Employer Branding
Bei der Auslagerung des Active Sourcing kann es schwieriger
sein, die einzigartigen Aspekte des Unternehmens und seine Employer Brand
effektiv zu kommunizieren. Externe Dienstleister haben möglicherweise nicht das
gleiche Mass an Einblick und Wissen über das Unternehmen, um eine
massgeschneiderte Ansprache sicherzustellen.
5. Datenschutz und
Vertraulichkeit
Das Auslagern des Active Sourcing kann Fragen hinsichtlich des
Datenschutzes und der Vertraulichkeit aufwerfen. Es ist wichtig,
sicherzustellen, dass der Dienstleister die erforderlichen Sicherheitsmassnahmen
implementiert, um die sensiblen Informationen und Daten der Kandidaten zu
schützen.
6. Höhere Kosten
Während die Auslagerung des Active Sourcing Kosten einsparen
kann, sind damit auch Kosten verbunden. Unternehmen müssen Gebühren an den
Dienstleister zahlen, und je nach Umfang der Zusammenarbeit können die Kosten
über die interne Durchführung hinausgehen.
Die Auslagerung des Active Sourcing an externe Dienstleister kann Unternehmen den Zugang zu Fachwissen, Ressourcen und einem erweiterten Netzwerk ermöglichen. Die Entscheidung zur Auslagerung hängt von den Anforderungen, Zielen und Ressourcen des Unternehmens ab.
Die spezifischen Bedürfnisse, Ressourcen und Ziele des Unternehmens zeigen den Weg zur besten Entscheidung. In einigen Fällen kann eine Kombination aus internem Active Sourcing und Auslagerung die optimale Lösung sein.
Bei dieser hybriden Lösung können sowohl internes als auch externes Active Sourcing genutzt werden. Es muss strategisch entschieden werden, welche Aufgaben intern übernommen werden sollen und welche von einem externen Dienstleister ausgeführt werden sollen.
Es ist wichtig, alle Faktoren zu berücksichtigen und sorgfältig abzuwägen, ob die Auslagerung des Active Sourcing für das Unternehmen geeignet ist. Eine gründliche Evaluierung der Vor- und Nachteile sowie die Auswahl eines zuverlässigen und kompetenten Dienstleisters sind entscheidend, um die bestmöglichen Ergebnisse zu erzielen.
Die Workshopteilnehmenden von Work Life Aargau kamen genau zu dem Schluss. Sie formulierten, dassdie spezifischen Bedürfnisse, Ressourcen und Ziele des Unternehmens berücksichtigt werden müssen, um eine fundierte Entscheidung zu treffen. Eine sorgfältige Analyse und eine gründliche Evaluation werden dabei helfen, die optimale Lösung für Ihr Unternehmen zu finden.