Die Coronavirus-Pandemie hat einen Trend ausgelöst, der so kaum voraussehbar war. Homeoffice ist über Nacht vielerorts plötzlich möglich geworden, weil ein anderes Arbeiten unmöglich geworden ist. Schon jetzt zeigt sich: Eine Rückkehr in die Arbeitswelt, wie sie vor Corona war, wird es in vielen Branchen nicht geben. Grosse Unternehmen haben ihre Homeoffice-Policies komplett überarbeitet und stellen ihren Mitarbeitenden frei, wie oft sie im Büro anwesend sein wollen. Trotzdem stellt sich die Frage: Wie arbeiten Menschen im Homeoffice effizient? Wie hält man ein Team zusammen? Wie können beide Seiten – Arbeitnehmer*innen und Unternehmen – vom Homeoffice profitieren? Und was ist eigentlich dran an den vielen Behauptungen, die sich um das Arbeiten zu Hause ranken?
Gemütlich aufstehen, einen Kaffee trinken, den Computer starten und noch im Homedress mit dem Arbeiten beginnen – so stellen sich viele Homeoffice vor. Und rasch entsteht der Eindruck, dass, wer in den eigenen vier Wänden arbeitet, nicht effizient ist und faulenzt. Schliesslich ist der Kühlschrank nicht weit, Netflix nur einen Tastendruck entfernt, und soziale Kontrolle von Arbeitskolleg*innen im gleichen Büro gibt es auch keine.
Doch weit gefehlt: Eine Studie der Universität Stanford hat gezeigt, dass die Produktivität von Menschen, die zuhause arbeiten, um 13 Prozent höher ist. Um dies zu belegen, hat ein Forscher*innenteam um Professor Nicholas Bloom ein Experiment gemacht. 500 Angestellte einer Reiseagentur, die alle den gleichen beruflichen Hintergrund haben, wurden während neun Monaten beobachtet. Die Hälfte arbeitete im Homeoffice, die andere Hälfte im Büro. Dabei haben die Wissenschafter*innen nicht nur die Produktivität gemessen, sondern auch das Befinden der Mitarbeitenden, und haben festgestellt, dass die Mitarbeitenden im Homeoffice weniger oft krank waren als diejenigen, die im Büro arbeiteten.
Klar ist: Ob jemand produktiv ist oder nicht, hängt nicht in erster Linie vom Arbeitsort ab. Auch im Büro kann man sich nämlich vor der Arbeit drücken. Wichtig ist, dass Vorgesetzte ihre Erwartungen klar kommunizieren, Aufgaben gut definiert sind, Deadlines gesetzt und durchgesetzt sowie Ziele vereinbart werden, deren Erreichung regelmässig überprüft wird.
Zwischen Nachtessen und Kinder zu Bett bringen rasch die Mails checken und beantworten, beim Einkaufen den Anruf des Chefs annehmen, am Sonntag kurz ein Konzept fertigschreiben – wer im Homeoffice arbeitet, hat oft das Gefühl, immer verfügbar sein zu müssen. Abgrenzung ist daher gerade beim Arbeiten von daheim aus ein wichtiges Thema. Bezüglich Arbeitszeit gelten nämlich die gleichen Regeln für die Mitarbeitenden vor Ort und diejenigen zuhause. Ruhezeiten sind zwingend, Arbeit in der Nacht und an Sonn- und Feiertagen ist grundsätzlich verboten.
Hier helfen klare Regeln, die von Arbeitgeber*innen offen kommuniziert werden müssen. So gibt es zum Beispiel Unternehmen, die den Zugriff auf die Mails nur zu bestimmten Zeiten möglich machen. Es lohnt sich, für das Homeoffice ein separates Reglement aufzustellen, in dem zum Beispiel auch die Erreichbarkeit und die Antwortzeiten oder die Art und Weise der Arbeitszeiterfassung geregelt sind. Das Staatssekretariat für Wirtschaft Seco im Eidgenössischen Departement für Wirtschaft, Bildung und Forschung WBF hat bereits 2019 eine Broschüre zum Thema Homeoffice herausgegeben, in der die wichtigsten Punkte aufgeführt sind.
Homeoffice braucht Vertrauen – Vertrauen der Arbeitgeber*innen, dass vereinbarte Ziele und Regelungen eingehalten werden, Vertrauen der Mitarbeitenden, dass ihre Arbeit genauso geschätzt und akzeptiert wird wie diejenige ihrer Kolleg*innen vor Ort. Mithilfe der Technik wäre die Überwachung eines Computers auch an einem anderen Standort heute ziemlich einfach zu bewerkstelligen. Es gilt aber: Der Überwachung von Mitarbeitenden sind enge Grenzen gesetzt. Artikel 26 Absatz 1 der Verordnung 3 zum Arbeitsgesetz hält fest: «Überwachungs- und Kontrollsysteme, die das Verhalten der Arbeitnehmer am Arbeitsplatz überwachen sollen, dürfen nicht eingesetzt werden.» In der Broschüre des Staatssekretariats für Wirtschaft Seco im Eidgenössischen Departement für Wirtschaft, Bildung und Forschung WBF heisst es dazu: «Überwachungs- und Kontrollsysteme, die den blossen Zweck verfolgen, die Arbeitnehmenden bei den beruflichen Tätigkeiten zu überwachen, sind sowohl im Betrieb selbst als auch im Homeoffice unzulässig. Demnach darf die Arbeitspräsenz am privaten Arbeitsplatz nicht kontinuierlich überwacht und kontrolliert werden. Hingegen ist eine zweckmässige Überwachung der Sicherheit oder eine Kontrolle von Arbeitsproduktivität oder Leistungsqualität erlaubt, sofern die Arbeitnehmenden zuvor orientiert wurden, und das Überwachen verhältnismässig ist.» Fühlen sich Arbeitnehmer*innen also überwacht, so muss das Thema mit den Vorgesetzten diskutiert werden.
Arbeiten auf dem Balkon, am Esstisch oder gar im Bett – wer im Homeoffice ist, macht es sich gemütlich. Das ist gefährlich, denn gerade langes Arbeiten am Bildschirm führt bei vielen Mitarbeitenden zu Problemen. Es lohnt sich, etwas Zeit in das Einrichten eines ergonomisch gestalteten Arbeitsplatzes zu investieren. Dazu gehört nicht nur die richtige Sitzposition, sondern auch die Beleuchtung sollte überprüft und allenfalls angepasst werden. Auf der Webseite der Schweizerischen Unfallversicherungsanstalt (Suva) finden Sie Tipps, wie man den Arbeitsplatz daheim am besten einrichtet. Insbesondere das Arbeiten im Bett ist zu vermeiden. Dies hat mehrere Gründe:
- Das Arbeiten im Bett kann zu Einschlafproblem führen, da das Gehirn das Bett nicht mehr eindeutig mit Schlaf und Ruhe verbindet.
- Abschalten ist wichtig. Sind Arbeits- und Ruheort nicht klar getrennt, ist es schwierig abzuschalten. Ein Büro sorgt dafür, dass Arbeit und Privatleben klar getrennt werden können.
- Das Blaulicht, das von einem Bildschirm ausgestrahlt wird, unterdrückt die Abgabe des Hormons Melatonin. Dieses wird vom Körper zum Einschlafen benötigt. Sitzt man also im Bett vor dem Bildschirm, so fällt das Einschlafen danach schwer.
Tatsächlich hat eine Studie der Universität Stanford, die von einem Team rund um Professor Nicholas Bloom verfasst wurde, gezeigt, dass Homeoffice viele Vorteile hat. Einen entscheidenden Nachteil haben die Teilnehmer*innen jedoch festgestellt. Durch die Arbeit daheim verliert man den Anschluss an die Kolleg*innen, vielleicht auch ans Unternehmen. Die vielen Gespräche, die auch einmal zwischen Tür und Angel und völlig informell stattfinden, fallen im Homeoffice weg.
Einige der Studienteilnehmer*innen fühlten sich isoliert und einsam. Diesem Umstand kann man entgegenwirken, indem regelmässige Treffen am Sitz des Unternehmens stattfinden oder indem sich Teams regelmässig online zum Gedanken- und Informationsaustausch treffen. Wichtig ist, dass solche Treffen – seien sie virtuell oder nicht – jeweils rechtzeitig angekündigt werden. Zudem sollten Mitarbeiter*innen bereits im Homeoffice-Reglement darauf hingewiesen werden, dass ihre Präsenz an bestimmten Sitzungen, Workshops oder anderen Veranstaltungen obligatorisch ist.
Aber was, wenn es mir zuhause dann doch zu ruhig ist? Wenn ich die Geräuschkulisse des Grossraumbüros vermisse? Auch dafür gibt es Abhilfe. Auf der Webseite mit dem Titel I miss the office können die gewünschten Hintergrundgeräusche ganz einfach eingeblendet werden. Der interaktive Lärmgenerator Calm Office bietet Geräusche für jeden Geschmack – ob das Geschirrklappern und Schwatzen im Café, den Regen auf dem Dach eines Zeltes oder eben auch das Rattern des Druckers und das Summen der Klimaanlage im Grossraumbüro.
Lesen Sie im folgenden Artikel, wie Meetings im Homeoffice gelingen und worauf Sie dabei unbedingt achten sollten.
Autor: CH Media